Vor zwei Wochen feierte Jeremy Seewer bei seinem Heim-Rennwochenende in der Schweiz seinen 200. MXGP-Start in Folge und scheiterte nur knapp am Podium. Davon sichtlich beflügelt, knüpfte der 33-Jährige am zurückliegenden Wochenende ungebrochen an diese bärenstarke Leistung aus Frauenfeld an und legte beim MXGP-Event in der Türkei sogar noch einen drauf.
Schon im Qualifying hatte Seewer mit Startplatz sechs auf sich aufmerksam gemacht, nachdem er zuvor durch Kontakt in der Startphase viele Positionen und Momentum verloren hatte. Im ersten Hauptrennen am Sonntagvormittag nutzte der Schweizer dann all sein Können, um den 'Holeshot' zu gewinnen und noch vor Kurve eins in Führung zu gehen. Eine Führung, die Seewer bis zum Schluss nicht mehr hergeben sollte. Vielmehr dominierte Seewer und erkämpfte sich zwischenzeitlich mehr als sieben Sekunden Vorsprung auf die ersten Verfolger. Ungefährdet cruiste er zu seinem ersten Saisonsieg und seinem ersten für das Kawasaki Racing Team.
"Ein solcher Start macht das Leben immer einfacher", strahlte Seewer im Anschluss. "Ich habe mich das ganze Wochenende über gut gefühlt, habe mich heute aber selbst überrascht. Die Top-Drei waren in diesem Jahr so schnell. Sie zu schlagen, ist daher etwas Besonderes. Ich holte mir den Holeshot und hatte bald einen Vorsprung, sodass ich mich entspannen und mit der Strecke spielen konnte. Die Hälfte des Rennens habe ich weiter gepusht, dann konnte ich in den Verwaltungsmodus wechseln und das Rennen kontrollieren."
Im zweiten Rennen einige Stunden später konnte Seewer den grandiosen Start nicht wiederholen, beschleunigte vielmehr zu aggressiv und fand sich nach einem kurzen Wheelie samt Momentum-Verlust nur noch am hinteren Ende der Top Ten wieder. Wie schon im Qualifying gab der 33-Jährige allerdings nicht auf und kämpfte sich in beeindruckender Manier zurück, scheiterte in der letzten Runde nur hauchdünn am Einzug in die Top Fünf. Auch Platz sechs war aber noch gut genug, um P3 in der Gesamtwertung einzufahren. Zwei Rennwochenenden vor Schluss ist Seewer damit zwar offiziell aus dem Titelkampf ausgeschieden, mit 66 Punkten Vorsprung ist ihm aber auch Rang vier in der Weltmeisterschaft praktisch nicht mehr zu nehmen.
Erster Verfolger Seewers bleibt KRT-Teamkollege Romain Febvre, der in der Türkei kein einfaches Wochenende erlebte. Im Qualifying noch mit starker Pace hinter den drei WM-Anwärtern auf Platz vier qualifiziert, wurde er zum Start des ersten Laufs zwischen seinen Nebenmännern eingeklemmt und kam daraufhin in spektakulärer Art und Weise zu Sturz. Glücklicherweise unverletzt geblieben, nahm er das Rennen sofort wieder auf und kämpfte sich mit beachtlicher Leistung zurück, mehr als Platz sieben war auf der 'Single-Line-Strecke' in Afyon aber nicht mehr drin.
"Zu Beginn wurde ich von einem anderen Fahrer getroffen und stürzte auf der Startgeraden. Ich war Letzter und kam mit einer guten Pace zurück, aber auf dieser Strecke ist es so schwierig, zu überholen. Ich verlor viel Zeit, um wieder unter die ersten Zehn zu kommen. Das ist schade, denn ich war mir sicher, dass ein gutes Ergebnis möglich war", bilanziert der Franzose. Im zweiten Hauptrennen lief es deutlich besser: Dort hielt Febvre Platz vier in der Startphase und verweilte dort dann auch bis zur Zielankunft. In der Gesamtwertung landete er damit auf Platz vier und sammelte wichtige 32 Punkte, um WM-Rang fünf zu untermauern.
Kommende Woche geht es für das Kawasaki Racing Team direkt mit dem 19. und vorletzten WM-Lauf des Jahres weiter. Dann starten Seewer und Febvre vom 14. bis 15. September beim MXGP-Event in China.